Der Kabarettabend auf dem Puchheimer Volksfest AUFTAKT war bereits die Bühne für eine Vielzahl der besten Kabarettisten in Bayern: Ringlstetter, Kirner und Kinseher sind einige Beispiele. Im Jahr 2017 macht Christian Springer mit seinem Programm TROTZDEM im Festzelt Station und bringt ein weiteres kabarettistisches Highlight nach Puchheim. Die Stadt Puchheim sprach mit Christian Springer über sein aktuelles Programm und sein soziales Engagement.
Herr Springer, „Trotz Wien, Berlin und alledem“ ist ein klassisches Revoluzzerlied. Ihr Programm heißt TROTZDEM. Wollen Sie an diese Tradition anknüpfen?
Um Gottes willen, nein. Das Lied kennt ja kaum einer. Und der Verfasser, Ferdinand Freiligrath, hat mit Hurra den Krieg von 1871 begrüßt. Bei mir geht es um Haltung. Wir regen uns alle über dieselben Missstände auf. Doch die meisten Menschen wissen nicht, was tun. Deshalb rücke ich an mit meinem Programm, um mit Herz, Spaß und Hirn einen kleinen Wegweiser zu geben.
Ihr Engagement für die humanitäre Unterstützung der Opfer des Syrienkonfliktes über den von Ihnen gegründeten Verein Orienthelfer e.V. ist sicherlich eine Ihrer größten Herausforderungen, zu der Sie dennoch immer wieder TROTZDEM sagen. Woher nehmen Sie Ihre Motivation seit so vielen Jahren?
Das ist ganz einfach. Ich sehe die Erfolge. Ja, es sind kleine Erfolge. Eine Vorschule für 400 Kinder, die Unterstützung von 20 Kriegswitwen, die Hilfe für ein paar hundert Patienten pro Monat. Und so weiter. Aber wenn Sie vor einem Kind stehen, das durch die Bombeneinschläge sein Gehör verloren hat, dadurch in der Schule nicht dem Unterricht folgen kann, und dann haben wir die Möglichkeit, eine Operation zu bezahlen, dann mach ich das. Und nach ein paar Monaten hört der Bub zumindest auf einem Ohr wieder. Halleluja, das vergessen Sie nie mehr im Leben.
Sie spielen das Programm im Christlsaal in Mainburg, im Stuttgarter Renitenztheater und im Münchner Schlachthof. Und jetzt auch bei uns auf dem Volksfest. Wo liegt der besondere Reiz, in einem Festzelt aufzutreten?
Unser Beruf heißt im Ursprung: Unterhaltung. Wo, das ist völlig egal. Aber in diesem Fall ist es super, weil ich mitten im Festzelt erklären kann, woher die Bierzelte eigentlich stammen: nämlich aus der Türkei, aus dem Islam. Und wenn ich dann noch erkläre, dass es die bayerische Blasmusi nicht geben könnte ohne Janitscharenmusik, das finde ich wahnsinnig komisch.
Zum Kabarettabend auf dem Puchheimer Volksfest laden wir traditionellerweise viele Ehrenamtliche ein. Sie schreiben: „Wir werden milliardenfach Hinweise zur Entkalkung der Spülmaschine hinterlassen. Große Visionen: Fehlanzeige.“ Welche Vision können Sie den vielen Engagierten andeuten?
Die Leute, die jetzt schon handeln, brauchen keine Vision mehr. Aber sie brauchen Unterstützung und Anerkennung und Solidarität. Und es ist Zeit, dass die noch nicht engagierten Menschen verstehen, dass wir nicht alleine auf dieser Welt leben. Jeder weiß, dass wir auf Kosten der anderen leben und wir dabei sind uns abzuschotten. Das wollen viele nicht wahrhaben. Das ist ignorant und wird nicht funktionieren. Es wird eine Zukunft nur gemeinsam geben. So wie es einen tollen Kabarettabend auch nur gemeinsam geben kann: der Kabarettist, das gut gelaunte Publikum und die vielen Helfer, die für Essen und Trinken sorgen. Je besser das zusammenspielt, umso unvergessener der Abend. Ich freu mich drauf!