Der Kabarettabend auf dem Puchheimer Volksfest AUFTAKT war bereits die Bühne für eine Vielzahl der besten Kabarettisten in Bayern: Springer, Pearce, Hans Well & Wellbappn, Helmut A. Binser sowie Michael Altinger sind einige Beispiele. Im Jahr 2025 feiert die Couplet-AG ihr Bestehen und präsentiert ein Jubiläumsprogramm der Extraklasse aus drei Jahrzehnten Bühnenschaffen. Natürlich mit dabei: die neuesten Szenen und Lieder aus den BR-Brettl-Spitzen. Die Stadt Puchheim sprach mit der Couplet-AG über das aktuelle Programm.
1. Wie ist die Couplet-AG ursprünglich entstanden? Was war die Inspiration für die Gründung?
Zusammen mit einigen Brettlbegeisterten betrieb ich im Wirtshaus zum Isartal in München eine Bühne, die ich 1988 gegründet hatte. Dabei gab es, ähnlich der „Lach und Schiess-Gesellschaft“, eigene von mir verfasste Hausproduktionen, angereichert mit Couplets. Diese Couplets fanden beim Publikum so viel Anklang, dass ich 1993 eine eigene Formation unter dem Namen „Couplet-Wahnsinn“ gründete. Im Zusammenhang mit dem aufkommenden Rinderwahnsinn erfolgte eine Umbenennung in „Die Couplet-Art-Erhaltungs-Gesellschaft“, kurz: COUPLET-AG. Zudem galt es hier in München die totgesagte Tradition der Volkssänger wieder aufzugreifen und der Liedform des Couplets zu einer Renaissance zu verhelfen. Mit der Couplet-AG gelang es dann diese musikalisch-kulturelle Nische in absoluter Eigenständigkeit erfolgreich neu zu besetzen. Für mich ist und war das kulturhistorisch von großer Bedeutung. Dieser hohen Unterhaltungskunst, gepaart mit überschäumender Lebensfreude, einen Rahmen geben.
2. Woher nehmen Sie Ihre Ideen für Texte und Programme? Gibt es eine bestimmte kreative Routine?
Die Ideen und Motive finden sich überall, vor allem auch aus dem aktuellen Tagesgeschehen. Am Stammtisch im Wirtshaus genauso, wie im Gespräch mit Nachbarn oder Freunden. Ich komm’ mir manchmal so vor, wie ein Schwamm, der alles aufsaugt und dann verarbeitet. Man muss eigentlich nur gut beobachten und analysieren können. Und es gibt keine Routine, sondern eher eine ständige Weiterentwicklung.
3. Warum haben Sie sich für das traditionelle Couplet entschieden und wie halten Sie diese Kunstform modern und lebendig?
Weil das Couplet als Stilmittel eine unwahrscheinliche Bandbreite bietet. Es lässt sich sowohl musikalisch, als auch im inhaltlichem Aufbau extrem vielfältig zu gestalten. Wir entwickeln das Couplets weiter und erfüllen es mit neuem Leben.
4. Welche Veränderungen haben Sie in der Kabarettszene über die Jahre beobachtet und wie hat sich die Couplet-AG an diese angepasst?
Es gab sowohl starke personelle Veränderungen, als auch inhaltliche. Zudem haben sich leider viele Kabarett-Ensembles verabschiedet. Es stehen weit mehr Solokünstler/innen auf den Bühnen, als früher. Ausschlaggebend dafür sind mitunter natürlich wirtschaftliche Gründe. Ganz besonders sind es aber vor allem auch die Inhalte, die sich stark verändert haben. Gesellschaftspolitische Kritik und das Aufzeigen von negativen Symptomen ist heute in den Programmen oftmals Fehlanzeige. Gefragt ist Unterhaltung, die nicht weh tut. In Zeiten der Empörungskultur agiert man übervorsichtig. Wir sind in der Couplet-AG unserem Stil treu geblieben. Die CAG kämpft weiter mit satirischen Florett und ficht gern auch heikle Themen aus. Heute braucht es mehr denn je Kabarett, das Stellung nimmt. Auch zu kritischen Themen.
5. Humor ist oft auch Kritik – wie schaffen Sie es, gesellschaftliche Themen humorvoll, aber gleichzeitig kritisch zu behandeln?
Absolut! Man muss bei aller Problematik und bei allen aktuellen Schwierigkeiten über Inhalte lachen können. Nicht mit erhobenem Zeigefinger auf der Bühne agieren und sich vor allem nicht über andere erheben. Das ist die Prämisse.Es ist eine Kunst Typen auf die Bühne zu stellen, die dies transportieren können. Bei uns funktioniert das bestens! Kabarett kann Sichtweisen aufzeigen, nicht mehr. Ich bin ein durch und durch politischer Mensch. In mir brodelts immer. Die Bühne ist das Ventil. Insofern ist es auch gut, wenn man sich darüber unterhalten kann, aneinander reibt. Dennoch will man das Publikum nicht umerziehn, sondern lediglich öffnen für neue Themen. Wir sind doch keine besseren Menschen, weil wir auf der Bühne stehen. Wir haben höchstens eine vielleicht ausgeprägtere Sensibilisierung für Themen und Strömungen. Es hat sich insgesamt viel getan in den letzten dreißig Jahren und wir durften/konnten so manche politischen Protagonisten von der Bildfläche „wegsingen“, das gibt Antrieb.
6. Die Couplet-AG ist bekannt für ihren bissigen Humor – gab es schon einmal Situationen, in denen Sie wegen eines Programms Kritik einstecken mussten?
Ja, freilich gab es diese: Satire darf, anders als Kurt Tucholsky es postulierte, doch nicht alles. Zumindest, wenn es um Kakerlaken und niederbayerische Metzgereien geht. Das Landgericht München I. hatte uns untersagt, unser Lied von der „Kakerlake Elsa“ weiterhin zu singen. Der Bayerische Rundfunk, in dessen Abendschau wir aufgetreten waren musste das Video aus dem Internet löschen. Denn in dem Song über den Lebensweg der Kakerlake Elsa, die nach vielen Wirren in der Brotfabrik ihr Glück findet, wird dem fiktiven Insekt eine niederbayerische Herkunft angedichtet: „Geboren in Bad Birnbach als armes Flüchtlingskind, beim W…… in der Wurstfabrik, auf einem Auge blind“, heißt es da. „Kein verständiger Mensch“ könne auf die Idee kommen, „dass die Beschreibung der Herkunft der einäugigen Kakerlake Elsa eine Tatsachenbehauptung sein soll“, aber ein sehr lieber netter Richter hatte zugunsten des Metzgerei entschieden. Ein Schelm, der dabei Böses denkt.
7. Welche Pläne haben Sie für die Couplet-AG in den nächsten Jahren? Gibt es neue Projekte oder Richtungen, die Sie einschlagen möchten?
Unseren eingeschlagenen Weg weiter zu gehen und als ältestes, nicht verwandt und verschwägertes Kabarettquartett Bayerns, die Bühnen beackern sowie die Fans zu begeistern.
8. Sie sind 2014 schon einmal im Puchheimer Festzelt aufgetreten. Wie bringen Sie das Puchheimer Publikum dieses Jahr zum Lachen?
Wir möchten mit vielen brandneuen Nummern die Puchheimer/innen beglücken und sie auf eine temporeiche, vielfältige Kabarettreise durch drei Jahrzehnte Couplet-AG mitnehmen. Sie alle einladen zu einem Pointenfeuerwerk der Superlative!
Karten für den Kabarettabend können im Puchheimer Kulturcentrum PUC, bei der Buchhandlung Bräunling in Puchheim, im SW Kartenservice Germering, bei Amper-Kurier Tickets FFB sowie online unter puc-puchheim.de zu je 15 Euro inklusive Systemgebühren erworben werden.